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Bürgerwaldtunnel, A98 Waldshut-Tiengen

Das anstehende Gebirge lässt sich morphologisch in 2 Abschnitte unterteilen. Die etwa 70 m hohe Kuppe des Bürgerwaids im Osten wird von gebankten, stark geklüfteten und verkarsteten Dolomitsteinbänken des oberen Muschelkalks aufgebaut. Das terrassenförmige Plateau im Westen, welches ca. 40 m über der Talsohle der Wutach liegt, ist von einer geologisch kaum gliederbaren Folge eiszeitlicher Lockergesteine aus Kiessand mit lokal begrenzten Sandlinsen und massigen Nagelfluhbänken gebildet. Im tieferen Untergrund unter den wasserdurchlässigen quartären Lockergesteinen und der Auslaugungszone befinden sich Gipsgesteine des mittleren Muschelkalks. Hier setzt sich die Auslaugung fort und bildet dadurch eine unregelmäßige, sich noch ständig verändernde Auslaugungsfront im Untergrund. Die Folge sind flächige Nachsackungen oder eng begrenzte Dolineneinbrüche, die sich bis zur Oberfläche durchpausen können. Dolineneinbrüche sind an der Geländeoberfläche auf einer Länge von etwa 120 m sichtbar und im Erkundungsstollen angefahren worden. Die Ausführung des bergmännischen Tunnels erfolgt in mehreren Arbeitsgängen. Ausbruch nach der Spritzbetonbauweise, um flexibel auf die wechselhaften Gebirgsverhältnisse reagieren zu können. Der Ausbruch des Gesamtquerschnitts erfolgt in zwei Teilausbrüchen, Kalotte und Strosse. Im Lockergebirge wird zusätzlich eine ausgerundete Sohle hergestellt. In der tunnelbautechnisch ungünstigen Zone im Lockergebirge wird ein Querschnitt mit Sohlgewölbe ausgeführt. Der Ausbruch erfolgt mit Hilfe eines Hydraulikbaggers. In der Zone mit Felsgebirge erfolgt die Gebirgslösung im Sprengvortrieb. Das Gewölbe wird mit einem Unterlagsvlies und einer 2 mm dicken Kunststoffbahn gegen Bergwasser abgedichtet. Gegen diese Dichtung wird das 40 cm dicke, nur im Bereich des Lockergebirges und in Störzonen bewehrte Tunnelinnengewölbe betoniert. Das gewählte Tragwerkskonzept kann die, durch fortdauernde Auslaugung des Gipsspiegels ungleichmäßigen, Setzungen des Bauwerks ausgleichen, indem die Innenschale auf der gesamten Länge der Auslaugungszone als Gelenkkette ausgebildet wird. Die Gelenke ermöglichen eine begrenzte Verdrehung der Blöcke bei gleichzeitiger Querkraftübertragung. Die Querkraftübertragung wird durch einen Nut-und-Feder- Konstruktion sichergestellt. In der Firste jeder Fuge wird deren Bewegung durch Wegmesseinrichtungen (induktive Wegaufnehmer) registriert und die frühzeitige Erkennung von Lageänderungen der Tunnelröhre damit gewährleistet.

 

  • Land: Deutschland
  • Region: Baden-Württemberg
  • Tunnelnutzung: Verkehr
  • Nutzungsart: Autobahntunnel
  • Auftraggeber: BRD Landesamt für Straßenwesen Baden-Württemberg
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Sprengvortrieb
  • Anz. Röhren: 1
  • Gesamtlänge: 1435 m, davon 74 m offen
  • Querschnitt: 88-103 m², Pannenbucht 112-159 m²
  • Herstellkosten: 65 Mio. DM
  • Bauzeit: ~ 3 Jahre
  • Fertigstellung: ~ Dezember 1996