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Freudensteinstunnel (Erkundungsstollen)

Zur genaueren Erkundung der Gebirgsverhältnisse und als Vorbereitung auf den Hauptvortrieb des tunnelbautechnisch besonders schwierigen, bei Wasserzutritten zum Schwellen neigenden, nicht ausgelaugten Gipskeupers und zur Versuchsdurchführung wurde der Bau des Erkundungsstollens mit Aufweitungs- und Versuchsstrecken ausgeführt. Die Herstellung des Erkundungsstollens und der Aufweitungs- und Versuchsstrecken wurde von einem Untersuchungs- und Messprogramm begleitet. Los 1 (Westseite, Oberderdingen) Erkundungsstollen: Der Stollen wurde zunächst im ausgelaugten Gebirgsbereich des "Mittleren Gipshorizontes" in Spritzbetonbauweise im Fräsvortrieb aufgefahren. Nach der Durchfahrung des Gips- und Anhydritspiegels wurde im unausgelaugten felsigen Gebirge zunächst durch Sprengen eine großräumige Aufweitung hergestellt. Anschließend wurde der weiterführende Stollen mit Hilfe einer Vollschnittmaschine aufgefahren. Der Untersuchungsbereich U1 musste wegen mangelnder Schwellneigung in einem schwellaktiven Bereich außerhalb des Tunnelquerschnitts verlegt werden. Dort wurde an Tunnelquerschnitten im Maßstab 1:2 sowohl das Widerstandsprinzip wie auch das später für die Ausführung gewählte Verfahren mit nachgiebiger Sohlstützung das statische Verhalten überprüft. In den Untersuchungsbereichen U 2, U 3 steht der Gipsspiegel nur wenige Meter über der Tunnelfirste an. Mit der Auffahrung des Tunnelquerschnitts war eine teilweise Auflockerung des Gebirges nicht zu verhindern. Hierdurch konnte das Wasser u. U. in das unausgelaugte, schwellfähige Gebirge eindringen. Los 2 (Ostseite Diefenbach) Erkundungsstollen: Zunächst wurde auf 200 m der Stollen in Spritzbetonbauweise (SBW) aufgefahren. Danach im Druckluftbetrieb, korrespondierend mit der Grundwasserhaltung, auf ca.1200 m der Stollen mit der Vollschnittmaschine aufgefahren. Die Sicherung der Stollenauskleidung besteht aus unbewehrtem Extrudierbeton. Nach dem Erreichen des Gipsspiegels wurde die Maschine demontiert und der restliche Abschnitt im Schutze von Druckluft und voreilenden Injektionsmaßnahmen entlang des Gipsspiegels nach der Spritzbetonbauweise im Fräsvortrieb aufgefahren. Untersuchungsbereich U4 In diesem Bereich durchfährt der Tunnel in einem langgezogenen schleifenden Schnitt den einfallenden Gipsspiegel. Der hohe Grundwasserstand auf der ausgelaugten Seite und das schwellfähige Gebirge auf der unausgelaugten Seite machten umfangreiche Abdichtungsinjektionen dieser Übergangszone erforderlich. Nach erfolgreicher Abdichtung werden beide Stollen (Los 1 und Los 2) miteinander verbunden. Alle vier Untersuchungsbereiche wurden so vorbereitet, dass von dort aus Vortrieb im Haupttunnel gemacht werden konnte.

 

  • Land: Deutschland
  • Region: Baden-Württemberg
  • Tunnelnutzung: Verkehr
  • Nutzungsart: Zweigleisiger Bahntunnel mit ICE-Verkehr
  • Auftraggeber: Deutsche Bahn AG
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Fräsvortrieb/Sprengvortrieb/Vollschnittmaschine
  • Auskleidung: Spritzbeton
  • Anz. Röhren: 1
  • Gesamtlänge: 6756 m, davon 655 m offen
  • Querschnitt: 153-191 m²
  • Herstellkosten: 540 Mio. DM
  • Bauzeit: 1986-1990 (4 Jahre)
  • Fertigstellung: Dezember 1990