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Schlossbergtunnel Dillenburg - B 277

Die B 277 verbindet großräumig die B 54 und die A 45 bei Burbach mit der B49 bei Aßlar. Mit dem Bau des 782 m langen Schlossbergtunnels wurde die ehemals zweistreifige Stadtstraße B 277 nördlich der Altstadt von Dillenburg verlegt und somit die Ortsdurchfahrt um 18 000 Fahrzeuge/Tag entlastet. Der Tunnel weist einen Regelquerschnitt RQ 10,5t auf und wurde auf einer Länge von 622 m in bergmännischer Bauweise aufgefahren. Im Norden wurden 30,5 m, im Süden 130 m in offener Bauweise erstellt. Daran schließt sich südlich ein 151 m langes Trogbauwerk an. Zur Tunnelsicherheit wurde vom Nordportal aus ein 585 m langer Fluchtstollen bergmännisch hergestellt. Dieser ist über drei Querschläge mit dem Straßentunnel verbunden. Etwa in Tunnelmitte ist eine beidseitige Pannenbucht angeordnet, die ebenfalls eine Zugangsmöglichkeit zum Fluchtstollen bietet. Aufgrund der baurechtsbedingt eng geplanten Kurvenradien wurden bereichsweise die Innenschalen der Blöcke in Stahlfaserbeton ausgeführt. Zudem wurden als Forschungsprojekt sechs Blöcke unter Einsatz von selbstverdichtendem Beton hergestellt. Für die Absaugung der Tunnelabluft ist ca. 50 m hinter dem Nordportal eine Abluftzentrale in bergmännischer Bauweise angeordnet, die über einen Abluftstollen mit einem ca. 13 m hohen Abluftkamin neben dem Betriebsgebäude verbunden ist. Als Lüftungssystem sind eine Längslüftung mit Abluftabsaugung für den Normalbetrieb und eine Rauchabsaugung im Brandfall vorgesehen. Zur Rauchabsaugung wurde auf 540 m Länge eine Zwischendecke mit automatisch öffnenden Absaugklappen eingezogen. Von Norden kommend durchquert der Tunnel die Nanzenbacher Mulde, die aus oberdevonischen Tonschiefern mit Sandsteinzwischenlagen sowie Diabas mit Alaunschieferzwischenlagen besteht. Danach folgen Diabase und Splitte des Dillenburger Sattels, die sich auch unter dem Schlossberg fortsetzen. Im Süden schließt sich eine Muldenstruktur mit Dillenburger Schichten an, eine Schichtenfolge aus Tonschiefern und Schalsteinen (Diabastuffe). Im Bereich der offenen Bauweise Süd ist eine 4 bis 6 m mächtige Deckschicht aus lehmigen Dillkiesen, den Dillenburger Schichten, überlagert. Der Tunnel liegt über seine gesamte Länge unterhalb des Grundwasserspiegels, wobei das Grundwasser bis zu 20 m über der Tunnelfirste steht. Daher musste der Tunnel über seine gesamte Länge als druckwasserhaltendes System ausgebaut werden. Im bergmännischen Abschnitt wurde hierzu ein Querschnitt mit geschlossener Sohle und umlaufender Abdichtung mit einer Kunststoffdichtungsbahn ausgeführt. In der offenen Bauweise wurde ein Rechteckquerschnitt als wasserundurchlässige Betonkonstruktion hergestellt. Zu Beginn der Tunnelbaumaßnahme wurden die Voreinschnitte nördlich und südlich des bergmännischen Tunnels hergestellt. Zur Aufrechterhaltung des Verkehrs wurde die Baugrube des Voreinschnitts Nord während der Bauzeit durch eine Behelfsbrücke mit 27 m Spannweite überbrückt. Im Süden wurde in Bereichen mit angrenzender Bebauung eine überschnittene Bohrpfahlwand hergestellt. Für die sonstigen Bereiche und für die Trogstrecke wurde ein Spundwandverbau ausgeführt. In der offenen Baugrube wurden der Tunnelquerschnitt und die Trogstrecke als wasserundurchlässige Betonkonstruktion hergestellt. Um eine Unterbrechung der natürlichen Grundwasserströmung durch den Tunnelquerschnitt und die Trogstrecke zu vermeiden, wurde zur Sicherstellung der Grundwasserumläufigkeit ein Großflächendüker vorgesehen. Hierfür wurde zwischen Baugrubensohle und Sohlplatte sowie in den seitlichen Arbeitsräumen eine Dränschicht eingebaut, welche dem Grundwasser ein Umfließen des Bauwerks nach Überbohren von Pfählen in der überschnittenen Bohrpfahlwand bzw. nach Ziehen der Spundbohlen ermöglicht.

 

  • Land: Deutschland
  • Region: Hessen, Lahn-Dill-Kreis
  • Tunnelnutzung: Verkehr
  • Nutzungsart: Straßentunnel
  • Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen
  • Planer: Bung AG, Gackstatter Beratende Ingenieure GmbH/Dr. P. Kündig
  • Bauausführung: DYWIDAG
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Sprengvortrieb
  • Auskleidung: Spritzbeton
  • Anz. Röhren: 1
  • Gesamtlänge: 782 m
  • Querschnitt: 99 bis170 m²
  • Kosten: 31 Mio. Euro (Rohbau), 4,5 Mio. Euro (Betriebstechnik)
  • Bauzeit: 2003-2007 (42 Monate)
  • Inbetriebnahme: April 2007