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Schmücketunnel - BAB A71

Im Zuge des Neubaus der A 71 zwischen Sangerhausen und Erfurt wird nördlich von Sömmerda der ökologisch wertvolle Höhenzug der Schmücke mit einem ca. 1725 m langen zweiröhrigen Tunnel durchquert. Die beiden Tunnelröhren mit einem Querschnitt RQ 26T und einem Achsabstand von ca. 22 m wurden auf ca. 1660 m Länge bergmännisch in der Spritzbetonbauweise aufgefahren. Die beiden Tunnelröhren sind alle 300 m über Querschläge untereinander verbunden. Die minimale Überdeckung beträgt ca. 16 m im Bereich des Weingartentals, die maximale Überdeckung ca. 62 m. Von Norden nach Süden kommend sind die Schichten des Unteren, Mittleren und Oberen Buntsandsteins, des Unteren, Mittleren und Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers zu durchqueren. Entstehungsbedingt ist das Gebirge im Bereich der Schmücke durch ausgeprägte, NW-SE streichende Störungszonen entfestigt. Zudem sind unterschiedliche Bemessungswasserspiegel zu berücksichtigen, die zwischen 10 m über Firste im Mittleren Buntsandstein und ca. 16 m im Oberen Buntsandstein (Weingartental) bis auf 30 m im Mittleren Muschelkalk ansteigen. Wegen der vergleichsweise geringen Durchlässigkeiten waren lange Zeiträume für die Entwässerung des Gebirges zu erwarten. Deshalb wurde eine bauzeitige, dem Vortrieb vorauseilende Brunnengalerie mit 35 Tiefbrunnen in 3 Reihen (rechts und links der Tunnel sowie dazwischen) mit 35 m bis zu 85 m Tiefe gewählt, die kombiniert als Vakuum- und Schwerkraftentwässerung betrieben wurde. Mit dieser Maßnahme konnten bis ca. 85 m³ Wasser pro Stunde gefördert werden und bereits nach ca. 2½ Monaten der Grundwasserspiegel im nördlichen Abschnitt unter die Tunnelsohle abgesenkt werden, sodass das Gebirge jeweils rechtzeitig vor Herannahen der Vortriebe quasi trocken angetroffen wurde. Die beiden richtungsgetrennten Tunnelröhren wurden parallel und im Gegenbetrieb aufgefahren. Abhängig von der angetroffenen Geologie wurde der Vortrieb überwiegend als Sprengvortrieb, in Teilbereichen auch als reiner Baggervortrieb, ausgeführt. Aufgrund der durchgängig vorhandenen Trennflächen und der teilweise starken Entfestigung des Gebirges war ein hoher Sicherungsaufwand mit einer durchgehenden Firstsicherung mittels Spießschirmen erforderlich. Auf zweilagige Rohrschirme, die ursprünglich geplant waren, konnte man jedoch weitgehend verzichten. Mit diesen Maßnahmen gelang es, beide Tunnelröhren innerhalb eines Jahres aufzufahren. Die Tunnelinnenschale wurde aufgrund ihrer Lage im Grundwasser als druckwasserdichtes Bauwerk mit einer außen liegenden Kunststoffdichtungsbahn erstellt. Nachdem die 45 bis 60 cm dicke Stahlbetoninnenschale wasserdicht und auftriebssicher hergestellt war, konnte die Wasserhaltung wieder abgestellt werden. Der ursprüngliche Bergwasserstand hat sich zwischenzeitlich wieder eingestellt. Nach der Auffüllung des Sohlgewölbes wurden die Kabelleerrohrstränge, die Löschwasserleitung und die Entwässerungsleitungen verlegt. Im letzten Arbeitsgang wurden Notgehwege und Betonfahrbahn hergestellt. Beim Schmücketunnel wurde erstmals in Deutschland für die Durchfahrtbeleuchtung eine Beleuchtung in LED-Technik installiert.

 

  • Land: Deutschland
  • Region: Thüringen
  • Tunnelnutzung: Verkehr
  • Nutzungsart: Straßentunnel
  • Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, Land Thüringen
  • ProjektreaIisierung: DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH
  • Planer: Müller+Hereth Ingenieurbüro für Tunnel- und Felsbau GmbH
  • Bauausführung: Baresel AG/Alfred Kunz/Hermann Kirchner
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Sprengvortrieb/Baggervortrieb
  • Auskleidung: Spritzbeton
  • Anz. Röhren: 2
  • Gesamtlänge: 1720 m (Oströhre), 1729 m (Weströhre)
  • Querschnitt: 109 bis 147 m²
  • Kosten: ca. 72 Mio. Euro (Rohbau)
  • Bauzeit: 40 Monate
  • Inbetriebnahme: 2008