Zum Inhalt springen

Stadtbahn Mühlheim, Bauabschnitt 8 / Ruhrunterquerung

Innerhalb des 1,9 km langen Bauabschnittes 8 der Stadtbahn Mülheim, der die Mülheimer Innenstadt und die Ruhr unterquert, waren 2130 m eingleisige Streckentunnel im Schildvortrieb aufzufahren. Dabei teilt sich die Gesamtstrecke auf 2 Gleise 1038 bzw. 1092 m auf. Zwangspunkte für die Festlegung der Linienführung in Trasse und Gradiente waren:

  • die Anknüpfungspunkte der bereits in Betrieb befindlichen Strecke mit dem Verknüpfungspunkt "Hauptbahnhof' im Osten und der offenen Rampe für den Straßenbahn- und Betriebshofanschluss im Westen
  • die Anbindung der beiden Bahnhöfe "Stadtmitte" und "Schloß Broich"
  • die Unterquerung der Ruhr unter Berücksichtigung eines ausreichend dicken Deckgebirges von rd. 7 m
  • das Bestreben, die Tunnelstrecke in eine einheitliche geologische Formation zu legen.

Die Tunnelröhren wurden im karbonischen Ton- und Sandstein aufgefahren. Die Festigkeit des Sandsteins betrug bis zu 200 MN/m² bei einem hohen Anteil schleissscharfer Mineralien. Der Grundwasserspiegel korrespondierte mit dem Wasserstand der Ruhr, somit betrug die Eintauchtiefe max. 20 m. Ausgeschrieben und eingesetzt wurde eine Tunnelbohrmaschine Typ Mixschild als Kombination aus einer Vollschnittmaschine mit Hartgesteinsbohrkopf und einem Hydroschild mit flüssigkeitsgeschützter Ortsbrust, wie sie im Lockerboden verwendet werden, d.h.:

  • Bohrkopf mit Diskenbesatz und (ex)zentrischem Überschnitt
  • Flüssigkeitsstützung der Ortsbrust zur Zurückhaltung des Grundwassers
  • Begehbarkeit der Abbaukammer über eine Doppelkammerschleuse
  • hydraulische Bodenförderer und Einsatz einer Separieranlage
  • einschaliger Tübbingausbau (Stahlbeton d = 35 cm mit kontinuierlicher Ringraumverpressung).

Die Schildfahrt begann im Startschacht (Gleis 2) aus einer Anfahrkaverne heraus und endete in einem Zielschacht. Der Rücktransport der demontierten TBM zum Startschacht erfolgte über Tage, während die Nachläufer durch die fertige Tunnelröhre (Gleis 2) zurückgezogen wurden. Das zuerst aufgefahrene Gleis 2 erbrachte infolge unerwartet hoher Verschleißerscheinungen Vortriebsleistungen, die im Mittel bei 3,3 m/d lagen. Durch eine Vielzahl von Umkonstruktionen bzw. Neukonzeption des Bohrkopfes für die zweite Schildfahrt Gleis 1 konnte dieser Wert auf 8,8 m/ d gesteigert werden. Die Bahnhöfe Schloß Broich und Stadtmitte wurden durch Aufweitung der Regelstrecke hergestellt. Dazu wurden 4 Strecken von jeweils ca. 90 m Länge nach Ausbau der Tübbinge von 37,5 m² auf 73,0 m² Gesamtquerschnitt im Sprengverfahren vergrößert.

 

  • Land: Deutschland
  • Region: Nordrhein-Westfalen
  • Tunnelnutzung: Verkehr
  • Nutzungsart: Stadtbahn und Straßenbahn
  • Auftraggeber: Stadt Mülheim an der Ruhr, Stadtbahnbauamt
  • Planer: Schlegel-Dr.-Ing. Spiekermann GmbH & Co., Erdbaulaboratorium Essen
  • Ausführende: Dyckerhoff & Widmann AG, Hochtief AG, Philipp Holzmann AG, Alfred Kunz GmbH & Co., Strabag Bau AG, Thyssen Schachtbau GmbH, Wayss & Freytag AG
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Schildmaschine
  • Auskleidung: Stahlbetontübbinge
  • Anz. Röhren: 2
  • Gesamtlänge: 1092 m, ca. 1,9 km Gesamtbauloslänge
  • Schildvortrieb: 2130 m (Gleis 1 + 2)
  • Querschnitt: Innendurchmesser 5,90 m , Außendurchmesser 6,90 m
  • Herstellkosten: rund 156 Mio. DM netto
  • Bauzeit: 1988-1994  (insgesamt 71 Monate; Schildvortrieb 19 Monate)
  • Fertigstellung: Rohbau Mai 1994