Tunnel Bad Ems
Mit seiner Länge von 1540 m und der zentralen Lage in Bad Ems ist der Tunnel das Herzstück der Umgehungsstraße B260 Fachbach- Bad Ems. Infolge der räumlichen Enge zwischen der angrenzenden Bebauung und der Bahnstrecke kommt das Bauwerk unter einem Gleis und einer Gemeindestraße zu liegen. Am Westportal musste auf 300 m Länge ein ca. 30 m hoher, steiler Hanganschnitt erstellt werden, um Platz für den Tunnelbau zu gewinnen. Dieser Hang hat eine Höhe von ca. 230 m und eine maximale Neigung von bis zu 45°. Dort, wo die Steilböschung in Felsbereichen anzulegen war, wurde das Material mit dem Meißel gelöst. Teilweise kamen auch Felsfräsen zum Einsatz. Je nach Orientierung des Trennflächensystems wurden Kluftkörper, entweder systematisch oder gezielt einzeln durch Felsnägel gesichert. In einem zentralen Bereich lag die zu sichernde Steilböschung jedoch im Hangschutt. Diese Böschung wurde durch eine mehrfach verankerte Spritzbetonschale gesichert; hier wurden insgesamt etwa 35 000 lfd. m Litzenanker eingebaut. Diese Hangsicherung stellt eine besondere ingenieurtechnische Herausforderung dar. Um die Hangbewegungen in jeder Arbeitsphase zu kontrollieren, wurden umfangreiche Messungen mit Inklinometern, Extensometern und an geodätischen Punkten durchgeführt und die Ergebnisse mit vorab erstellten FE-Berechnungen verglichen. Der Tunnel ist in seiner gesamten Länge in einer offenen Baugrube hergestellt, die nach Fertigstellung des Bauwerkes verfüllt wird. Die Baugrubenwand wurde entsprechend den jeweiligen Anforderungen in unterschiedlichen Bauweisen. z. B. als verankerte Trägerbohlwand, Stahlspundwand und Bohrpfahlwand, ausgeführt. Die genannten Verbauwände mussten mit vorgespannten Verpressankern in bis zu 4 Ankerlagen befestigt werden. Insgesamt wurden etwa 50 000 lfd. m Anker gebohrt und eingebaut. Die Bodenverhältnisse in Höhe der Tunnelsohle sind sehr unterschiedlich. Teilweise steht das Bauwerk direkt auf Fels, bereichsweise kommt es in sehr weichen, breiigen Böden zu liegen. Um die Setzungsunterschiede der einzelnen Tunnelblöcke durch die unterschiedlichen Gründungsverhältnisse zu begrenzen, mussten neben der flachen Gründung einzelne Blöcke auf Betonbohrpfählen erstellt werden. In einem Bereich wurde der weiche Auelehmboden mit Schotterstopfsäulen verbessert. Der Tunnel wurde blockweise in zwei Abschnitten betoniert. Zunächst werden Bodenplatte und Wände erstellt. Dann folgte die Decke. Die Blocklänge beträgt 10 m. Die Wasserdichtigkeit des Bauwerkes wird durch den Einbau innen liegender Fugenbänder und einer wasserdichten Betonkonstruktion gewährleistet. Auf Grund des in der Nähe vorkommenden bis zu 80 °c heißen Thermalwassers muss das Bauwerk bis zur Höhe des Grundwasserspiegels zusätzlich mit einer 3 mm starken modifizierten PE-Folie vor dem sehr stark betonaggressiven Grundwasser geschützt werden.
- Land: Deutschland
- Region: Rheinland-Pfalz
- Tunnelnutzung: Verkehr
- Nutzungsart: Straßentunnel
- Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, Rheinland-Pfalz
- Planer: Bung Beratende Ingenieure, Krebs und Kiefer Beratende Ingenieure für das Bauwesen, ELE Erdbaulaboratorium Essen
- Bauausführung: Walter Bau-AG
- Bauweise: Offen
- Vortrieb: Bagervortrieb/Fräsvortrieb
- Anz. Röhren: 1
- Gesamtlänge: 1540 m
- Querschnitt: Ausbruchquerschnitt von ca. 120 m² bei einer lichten Weite von 9,50 x 4,70 m
- Auftragsvolumen: ca. 45 Mio. €
- Inbetriebnahme: 2006