Tunnel Kieler Förde
Im Rahmen des von den Kieler Stadtwerken und der Preußen-Elektra gemeinsam getragenen Energiekonzeptes wird das westlich der Förde liegende Stadtgebiet mit Fernwärme versorgt, die aus dem Gemeinschaftskraftwerk Kiel (GKK) auf dem Ostufer stammt. Die Fernwärmeleitungen unterqueren in einem etwa 1370 m langen Stahlbetontunnel von 4,10 m Innendurchmesser die Kieler Förde. Außerdem sind im Tunnel 110-Kilovolt-Stromkabel verlegt. Der Tunnel verläuft im Grundriss geradlinig zwischen seinen Endschächten. Im Längsschnitt wird die Tiefenlage des Tunnels durch die geologische Situation des Fördeuntergrundes bestimmt, die durch drei tiefe Erosionsrinnen in den eiszeitlichen Ablagerungen gekennzeichnet sind. Diese Rinnen sind bis zur heutigen Fördesohle durch nicht tragfähige marine Ablagerungen von Schlick und Mudden, z. T. auch von Sanden, angefüllt worden, die in einem aufwendigen Baugrunduntersuchungsverfahren erkundet wurden. Zuerst wurden die Schächte aus Stahlbeton hergestellt. Sie wurden als Caissons unter Druckluft abgesenkt. Der Boden wurde, angepasst an die unterschiedlichen Bodenformationen, hydraulisch oder mechanisch abgebaut und zutage gefördert. Für den Anschluss des Tunnels erhielten die Schächte kreisrunde Öffnungen, die zunächst mit Stahlschotts verschlossen sind. Für den Tunnel wurde als Bauverfahren der hydraulische Rohrvortrieb gewählt, wobei der Schacht auf dem östlichen Fördeufer als Pressschacht diente. Die Rohre wurden in einer auf dem östlichen Baustellengelände zu errichtenden Feldfabrik hergestellt. Der Tunnel wurde mit einem Druckluftschild mit vorgezogener Haube aufgefahren. Diese Technik erlaubte, angepasst an die zu erwartenden bindigen Bodenformationen in den Randbereichen der Förde und die sandig-kiesigen Formationen im Mittelbereich, verschiedene Methoden des Bodenabbaues anzuwenden. Die bindigen Bodenschichten wurden mit Hilfe eines Baggers von 30 t Reißkraft gelöst und nach Aufbereitung in ein spülfähiges Gemisch zutage in ein Absetzbecken gefördert. Während dieser Arbeiten stand die Arbeitskammer, in der sich das Bedienungspersonal des Baggers befand, unter Druckluft. Der maximale Betriebsdruck betrug beim Übergang auf die nichtbindigen Bodenschichten 3,0 bar. In den Sand-/Kiesformationen fiel der Boden ohne besondere Lösearbeit in natürlicher Böschung auf den Boden des Schildes, von wo er im Spülverfahren zutage auf ein Spülfeld transportiert wurde. Er durchlief dabei eine Dreh trommelschleuse, die Korngrößen bis 12 cm passieren ließ, größere Steine bis 60 cm Durchmesser jedoch zurückhielt und deren Ausschleusung ermöglichte. Bei diesem Verfahren stand nur der Raum zwischen Ortbrust und vorderer Druckwand im Schild unter erhöhtem Luftdruck, so dass im Normalbetrieb kein Personal unter Druckluft tätig war. Nur Steine mit mehr als 60 cm Durchmesser mussten vor Ort unter erhöhtem Luftdruck (max. 3,8 bar) von Hand zerlegt werden.
- Land: Deutschland
- Region: Schleswig-Holstein
- Tunnelnutzung: Utility
- Nutzungsart: Versorgungstunnel für Fernwärme
- Auftraggeber: GKK Gemeinschaftskraftwerk Kiel GmbH
- Bauweise: Geschlossen
- Vortrieb: Schildmaschine(SM)?
- Anz. Röhren: 1
- Gesamtlänge: 1368 m
- Querschnitt: 5,00m
- Herstellkosten: 38,5 Mio. DM
- Bauzeit: 1988-1990 (18 Monate)
- Fertigstellung: 1990





