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Untertage-Erdgasspeicher Nüttermoor

Erdgas ist ein leicht zu transportierender und äußerst umweltfreundlicher Energieträger. Etwa 3/4 des Verbrauches in Deutschland werden, oft über große Entfernungen, importiert. Eine optimale Wirtschaftlichkeit für Produzent, Versorgungsunternehmen und Verbraucher ist aber nur dann gegeben, wenn die Transportleistungen gleichmäßig ausgelastet sind. Dem erhöhten Bedarf im Winter kann deshalb nur durch Einspeicherung im Sommer begegnet werden. Die wirtschaftliche und sichere Speicherung derart großer Gasmengen -etwa 14% des gesamten Jahresverbrauches von ca. 75 Mrd. m³ - ist nur in Untertagespeichern - wie zum Beispiel Kavernen - möglich. Kavernen erhöhen zudem die allgemeine Versorgungssicherheit, benötigen nur geringen obertägigen Platzbedarf für erforderliche Betriebsanlagen, bieten größtmögliche Betriebssicherheit und sind darüber hinaus sehr umweltfreundlich. Salzkavernen werden aus mächtigen Salzformationen, insbesondere den in Norddeutschland häufig vorkommenden Salzstöcken, durch kontrolliertes Auflösen des Salzes mit Süßwasser (Aussolen) hergestellt. Der Standort Nüttermoor bot der EWE Aktiengesellschaft, Oldenburg, ideale Voraussetzungen zur Anlage eines Gasspeichers: sehr gute Salzqualität, günstige Lage zum Transportnetz, problemlose Möglichkeit zur Frischwasserentnahme und Einleitung der Sole im unteren Bereich der Ems. Bis 1400 m Teufe niedergebrachte Bohrungen werden bis zum First der geplanten Kavernen verrohrt, anschließend werden Spülrohre eingebaut. Beim Solprozess werden pro Kaverne und Stunde ca. 300 m³ Frischwasser in den Salzstock injiziert. Die durch Lösung des Salzes entstehende Sole wird zutage gefördert und abgeleitet. Das sogenannte Kavernendach wird während des Solprozesses durch das Einbringen einer Schutzflüssigkeit, zumeist Flüssiggas, welches auf der Sole schwimmt und das Salz nicht löst, gegen unkontrolliertes Aussolen geschützt. Darunter kann sich die Kaverne entsprechend den gebirgsmechanischen und soltechnischen Vorgaben etwa zylinderförmig entwickeln. Regelmäßige Vermessungen ermöglichen während des Solprozesses ein genaues Bild über Höhe, Tiefe, Durchmesser und Volumen. Die Kavernen in Nüttermoor erreichen bis zu 420 m Höhe und 80 m Durchmesser. Bei der Speichererstbefüllung wird die in der Kaverne verbliebene Sole durch das Einpressen des Gases verdrängt. Der Soleauslagerungsstrang wird anschließend unter Druck ausgebaut; danach ist die Kaverne betriebsbereit. Die obertägigen Gasbetriebsanlagen dienen der Ein- und Ausspeicherung des Gases und bestehen aus einer Vielzahl von Anlagenkomponenten. Neben den Betriebsgebäuden sind dies im Wesentlichen die Verdichter, die Gastrocknungseinrichtungen einschließlich Regeneration, die E/MSR-Installationen sowie Gasmess- und Regelstrecken. Der Speicher wird von einer zentralen Steueranlage überwacht und in der Regel von der Netzleitstelle Oldenburg ferngesteuert betrieben. Zur Anlage Nüttermoor gehören insgesamt 16 Kavernen, davon sind drei noch im Bau. Das Gesamthohlraumvolumen beträgt 8 Mio. m³, nahezu 1,0 Mrd. m³ (Vn) Erdgas lassen sich speichern, davon etwa 80 % Arbeitsgas und 20 % sog. Kissengas zur Aufrechterhaltung des unteren Betriebsdruckes. Der min. Betriebsdruck liegt bei ca. 30 bar, der maximale bei ca. 150 bar. Der Speicher Nüttermoor gehört weltweit zu den größten Speicheranlagen dieser Art. Er garantiert einen bedeutenden Teil der deutschen Energieversorgung.

 

  • Land: Deutschland
  • Region: Niedersachsen
  • Tunnelnutzung: Utility
  • Nutzungsart: Speicherung von Erdgas in Salzkavernen
  • Lage: Nüttermoor/Landkreis Leer (Niedersachsen)
  • Auftraggeber: EWE Aktiengesellschaft, Oldenburg
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Aussolen
  • Anzahl der Kavernen: 16
  • Gesamthohlraumvolumen: 8,0 Mio. m³?
  • Kavernenvolumen: 400 000-700 000 m³
  • Kavernenabmessungen: Ø ≤  80 m, Höhe ≤ 420 m
  • Gespeichertes Gas: ca. 1,0 Mrd. m³ (Vn)
  • Bauzeit: ?