Emmerauentunnel - L614
Die L 614 beginnt an der B 1 in Blomberg, mündet westlich von Schieder auf die B 239 und verläuft dann über Lügde zur niedersächsischen Landesgrenze bei Bad Pyrmont. Bedingt durch den mittelalterlichen Straßenquerschnitt in der Ortsdurchfahrt Lügde führt die Verkehrsbelastung von 13 120 Kfz/Tag zu einer unerträglichen Belastung sowohl der Autofahrer als auch der Anwohner. Die Auswahl der Trasse für eine Umgehungsstraße wird bestimmt durch die Lage der Stadt im dicht bebauten Talkessel der Emmer. Zwischen Eisenbahnstrecke, Stadt und Emmer konnte nur noch die Emmeraue für eine Streckenführung gefunden werden. Da die Emmer diese Aue aber regelmäßig überflutet, kam nur eine Tunnellösung mit einer hochwassersicheren Gradiente infrage. Die überdeckte Tunnelstrecke beträgt 512,5 m. Als Tunnelquerschnitt wurde ein RQ 1 0,5T gewählt. Die Längsneigung im Tunnel beträgt 0,2% und die lichte Höhe 4,95 m. Die Überschüttung des Bauwerks beträgt bis zu 2,0 m. Im Verlauf der Tunnelstrecke werden ein Sportplatz, eine Straßenbrücke (K64) und die kleine Emmer gequert. Der anstehende Baugrund ist im Wesentlichen gekennzeichnet durch diluviale und alluviale Ablagerungen in Form von Schotter, Kies und AueIehm. Im südlichen Abschnitt, vom Rampenbeginn bis etwa 140 m in den Tunnel hinein, stehen unter einer dünnen Oberbodenschicht gemischtkörnige und sandige Auffüllungen bis in Tiefen von 2,0 m an. Darunter liegen fluviatiler Lehm und Auelehm in Tiefen bis zu 3,9 m. Außerdem wurden Mudde, Faulschlamm und Torf erbohrt. Unter den genannten Schichten wurde ein mehrere Meter mächtiges Schichtpaket fluviatiler Kiese und Sande angetroffen. Es besteht aus Geröllen, Kies und Sand verschiedener Herkunft und Entstehung. So wurden unter anderem rote Buntsandsteine, Muschelkalk, Keuperreste und auch Quarzitgerölle, verkittet durch Schluffkorn, festgestellt. Im nördlichen Trassenabschnitt wird die Oberbodenbedeckung von ausgedehnten Auffüllungen unterlagert, die bis zu 4,80 m unter GOK reichen. Darunter stehen die schon aus dem südlichen Abschnitt bekannten fluviatilen Kiese an, in welche bereichsweise eine Muddeschicht eingelagert ist. Das Grundwasser steht oberflächennah an und korreliert ohne zeitlichen Verzug mit den Wasserständen der Emmer. Aufgrund der beschriebenen geologischen und hydrologischen Verhältnisse sowie der Nähe zur setzungsempfindlichen historischen Bebauung wurde eine wasserundurchlässige Baugrube aus überschnittenen Bohrpfählen und einer verankerten Unterwasserbetonsohle hergestellt. Unterteilt wurde diese Baugrube in 7 Einzelbaugruben mit Längen von 30,5 bis 180 m. Eine Rückverankerung der Baugrubenwände schied wegen der Nähe zum Fluss und zur Stadtmauer aus, sodass Steifen zum Einsatz kamen. Eine Überflutung der Baugrube während der Bauzeit wurde berücksichtigt. Der Tunnel und die Tröge wurden als WUB-KO nach ZTVING, Teil 5, ausgeführt. Das geschlossene Rahmenbauwerk des Tunnels wurde im Bereich von Sohle und Wand monolithisch ausgeführt. Etwa in Tunnelmitte befinden sich ein Fluchttreppenhaus und das Betriebsgebäude. Die Tröge werden mit regelmäßigem Schichtenmauerwerk verkleidet und aus Lärmschutzgründen etwa 1 m über die Geländehöhe geführt. Die betriebstechnische Ausstattung und der Tunnelbetrieb folgen den Vorgaben der RABT 2006.
- Land: Deutschland
- Region: Nordrhein-Westfalen
- Tunnelnutzung: Verkehr
- Nutzungsart: Straßentunnel
- Bauherr: Land Nordrhein-Westfalen
- Planer: Wesselmann und Brune, Münster; Landesbetrieb Straßenbau NRW; RNL Ostwestfalen-Lippe
- Bauüberwachung: Landesbetrieb Straßenbau NRW; RNL Ostwestfalen-Lippe
- Bauausführung: Strabag AG, Niederlassung Chemnitz
- Bauweise: Offen
- Vortrieb: Cut-and-cover
- Anz. Röhren: 1
- Gesamtlänge: 512,5 m
- Querschnitt: ca. 90 m²
- Kosten: rd. 16 Mio. Euro (Rohbau, Straßenbau), rd. 3,5 Mio. Euro (Tunnelausstattung)
- Bauzeit: September 2005 bis Dezember 2008
- Fertigstellung: 2009