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Herrentunnel

Die als Klappbrücke ausgebildete Herrenbrücke überquert in Lübeck den Hochseeschifffahrtsweg Trave. Auf Grund ihres baulichen Zustands war die Herrenbrücke nur noch bedingt und zeitlich befristet nutzbar. Durch die Öffnung der Klappbrücke für passierende Schiffe kam es zudem mehrmals am Tag zu erheblichen Rückstaus auf den zuführenden Straßen, sodass die durchgängige Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben war. Die Hansestadt Lübeck plante daher gemäß Bundesfernstraßengesetz die Errichtung einer festen Travequerung als Ersatzmaßnahme für die vorhandene Klappbrücke. Im Jahre 1997 erfolgte eine europaweite Ausschreibung für die Realisierung einer Ersatzlösung, mit dem Ziel, Alternativen zur Klappbrücke zu erarbeiten. Das Bieterkonsortium Bilfinger Berger BOT GmbH und Hochtief Projektentwicklung GmbH erarbeitete Lösungsvarianten im Rahmen eines PPP-Modells und wurde im Jahr 1999 mit der Planung, dem Bau, der Finanzierung und dem Betrieb eines Schildtunnels und der zugehörigen Bauwerke beauftragt. Die Länge des Herrentunnels beträgt ca. 1040 m, davon wurden 780 m im Schildvortrieb, 95 m in offener Bauweise und 165 m als Trog hergestellt. Dazu kamen ca. 600 m Freistrecke. Er besteht aus 2 getrennten Röhren, die im Schildvortriebsverfahren aufgefahren wurden und einen lichten Abstand von 12,00 m haben. Der Tunnel verläuft ca. 9,00 m unter der Sohle der Trave. Zum Vortrieb wurde ein Hydroschild der Herrenknecht AG verwendet. Der Ausbruchdurchmesser betrug 11,67 m. Die Hydroschildmaschine war bereits beim Bau des Wesertunnels eingesetzt worden (zwei der hier gezeigten Bilder stammen von diesem Projekt). Der Durchmesser des Schildtunnels von 10,50 m innen ergab sich aus dem zu Grunde gelegten Regelquerschnitt der Straße RQ26t mit 2 Fahrspuren von je 3,50 m Breite, Notgehwegen und Rand streifen, dem zugehörigen Lichtraumprofil von 4,50 m Höhe und der Fahrtoleranz. Der Außendurchmesser der Tübbingauskleidung wurde im Rahmen der Entwurfsplanung zu 11,50 m festgelegt. Die ausgedehnten, tiefer liegenden Braunkohlensande bilden den genutzten Grundwasserleiter von Lübeck. Oberhalb dieses Grundwasserleiters liegen eiszeitliche Sedimente, durch die auch Vertiefungen aufgefüllt wurden. Während der Eiszeit sind diese Schichten mehrfach von Gletschern umgestaltet worden. Dadurch bestand das Pleistozän aus einer unregelmäßigen Wechselfolge von Geschiebemergel, Beckenschluffen und Beckentonen, in die örtlich Feinsandbänder eingeschlossen waren. Die Mächtigkeit dieser Schicht, die als Abdeckung die Braunkohlensande schützt, schwankt zwischen 5,00 und 20,00 m. Die obere geologische Deckschicht bilden Schmelzwassersande, deren Mächtigkeit zwischen 2,00 und 19,00 m schwankt. In diesen Schmelzwassersanden bildete sich ein Wasserkörper mit freiem Grundwasser aus. Je nach den Barrieren im Untergrund fließt das Grundwasser der Trave zu.

  • Land: Deutschland
  • Region: Schleswig-Holstein
  • Tunnelnutzung: Verkehr
  • Nutzungsart: Straßentunnel
  • Bauherr: Hansestadt Lübeck
  • Planer: Herrentunnel Lübeck GmbH & Co. KG
  • Prüfer: Prof. Duddek und Partner GmbH
  • Bauüberwachung: Lahmeyer, Emch + Berger
  • Bauausführung: Bilfinger Berger AG, Hochtief Construction AG
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Schildmaschine(SM)
  • Auskleidung: Stahlbetontübbinge
  • Anz. Röhren: 2
  • Gesamtlänge: 2 x 1040 m
  • Querschnitt: 86,6 m²
  • Auftragsvolumen: 109,5 Mio. €
  • Bauzeit: 2001 bis 2005
  • Inbetriebnahme: 2005