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Köhlbrandtunnel

Der Neubau der Müllverbrennungsanlage in Hamburg-Waltershof erforderte gleichzeitig eine neue Ferndampfverbindungsleitung unter dem Köhlbrand, einem Seitenarm der Elbe. Im Urstromtal der Elbe hat jede erdgeschichtliche Periode ihre Spuren hinterlassen. In warmen Zeiten kam es zur Ablagerung von Sedimenten, durch nachfolgende Eiszeiten wurden diese zu einem kompakten Glimmertonkomplex zusammengepresst. Dieser überkonsolidierte Ton ist zwar bereits felsähnlich, kann aber bei Wasserzutritt Quelldrücke bis 350 kN/m² entwickeln. Überlagert wird der Glimmerton von Wechselschichten aus Kiesen und Sanden mit zwischengelagerten Geschiebemergelschichten. Besonders im Übergang zwischen Sanden und Geschiebemergel wurden Findlingsblöcke aus Granit gefunden. Von einem Startschacht mit 33 m Tiefe und 10 m Durchmesser wurde der Vortrieb als Schildvortrieb gestartet. Die Entscheidung für Hydroschild und Tübbingausbau bedeutete, dass der kleinste Unterwassertunnel in der Bauart gebaut wurde. Die Problematik des Tonquellens war mit dieser Bauweise gelöst. Unter Berücksichtigung aller Erfordernisse und Anforderungen wurde ein Hydroschild mit nachfolgend 4 Maschinenrohren und 4 Nachläufern mit einer Gesamtlänge von 41 m entwickelt und gebaut. Das Schneidrad wurde mit Rollenmeißeln, Schälmessern und Räumern im Hinblick auf die zu durchfahrenden Bodenhorizonte bestückt. Alle denkbaren Arbeiten im Abbauraum konnten so bei Maximaldrücken im Hochwasserfall von 3,5 bar auf ein Minimum reduziert werden. Der aufwendige Anfahrvorgang war erst nach einem Achtel der Gesamtstrecke abgeschlossen. Nach der Einarbeitungsphase konnten im Kies /Sand die besten Vortriebsleistungen mit 13 m erreicht werden. Die Tiefenlage betrug ca. 29 m, bezogen auf das mittlere Tidenhochwasser. Nach 382 m Vortrieb und 5 Monaten wurde der Zielschacht auf der anderen Seite des Köhlbrands erreicht. Die Schildmaschine wurde zum Ausfahren abschnittsweise in einen im Zielschacht installierten Drucktopf eingefahren und geborgen. Zwei aktivierbare Schlauchdichtungen und eine Lippendichtung verhinderten das Einfließen von Boden und Grundwasser in diesen Drucktopf, Schildschwanz und Bürstendichtung verblieben im Boden. Mit einem lichten Durchmesser von 2,37 m wurde ein Tübbingring mit fünf Steinen und einem Schlussstein entworfen. Bei einer Wandstärke von nur 25 cm konnte nur eine Dichtungsebene angeordnet werden, welche immerhin einem Bemessungswasserdruck von 4,0 bar standhalten muss. Die Versorgung mit Tübbingsteinen erfolgte über eine gleisgebundene Akkulok. Für die Separierung des hydraulisch geförderten Bohrgutes wurde eine Separieranlage mit zwei Zyklonstufen installiert. Der Probebetrieb für die Ferndampfverbindungsleitung begann im Februar 1999.

 

  • Land: Deutschland
  • Region: Hamburg
  • Tunnelnutzung: Utility
  • Nutzungsart: Fernwärmeverbindungsleitung
  • Auftraggeber: HEW-Fernwärme (Hamburgische Elektrizitätswerke AG)
  • Ausführungsplanung: Philipp Holzmann AG
  • Auftragnehmer: Ed. Züblin AG, Philipp Holzmann AG
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Schildmaschine (SM)
  • Auskleidung: Stahlbetontübbinge
  • Anz. Röhren: 1
  • Gesamtlänge: 382 m
  • Querschnitt: Außendurchmesser 2,87 m, Innendurchmesser 2,37 m
  • Herstellkosten:  ca. 15 Mio. DM
  • Bauzeit: 1996 bis 1998
  • Inbetriebnahme: 1999