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Rauhebergtunnel

Der Rauhebergtunnel durchquert zwischen Göttingen und Münden die Ausläufer des Weserberglandes. Der südliche Teil des Tunnels wurde in offener Bauweise erstellt, der mittlere und nördliche Bereich war bergmännisch aufzufahren. Die hydrogeologischen Vorerkundungen ergaben, dass der nördliche Tunnelbereich in einem wasserwegsamen Kluft-Aquifer aufgefahren werden musste. Es wurde ein mittelstarker Wasserzufluss von 10 bis 20 l/s prognostiziert. Im Bereich des Übergangs zwischen Röt und Muschelkalk wurde eine Höhe des Bergwasserspiegels von 60 m über der Tunnelsohle vorhergesagt. Als der Kalottenvortrieb den Übergangsbereich vom Röt zum Muschelkalk erreichte, wurden dort Verhältnisse angetroffen, die in der geologischen Prognose so nicht erfasst waren:

  • Eine zwischen Röt und Muschelkalk liegende, drei bis vier Meter mächtige und etwa 12° geneigte Gelbkalkschicht war sehr kavernös und extrem wasserführend
  • Das Bergwasser stand unter hohem Druck und behinderte und erschwerte die Vortriebsarbeiten erheblich

Wegen dieser veränderten Situation wurden die geologischen Randbedingungen überprüft. Dabei zeigte sich:

  • Im Übergangsbereich Röt/Muschelkalk kann der Bergwasserspiegel bis etwa 70 m über Tunnelhöhe liegen
  • Wegen der hohen Durchlässigkeit des Muschelkalks treten jahreszeitliche Schwankungen im Bergwasserspiegel um bis zu 40 m auf; diese können sich im Zusammenhang mit Niederschlägen sehr rasch einstellen
  • Als Extremfall wurde ein Bemessungswasserzufluss von 800 bis 1200 l/s prognostiziert

Während in der Rötstrecke das System der "Dränierenden Röhre" beibehalten werden konnte, musste der Tunnel nördlich des Gelbkalkbereiches auf 1,7 km Länge als "Wasserdichte Röhre" hergestellt werden. Die Größe der Ausbruchfläche betrug bis zu 171 m². Der Bemessungswasserdruck für die "Wasserdichte Röhre" liegt zwischen 70 m im Gelbkalkbereich und 30 m am Nordportal. Die Gewölbedicken liegen dementsprechend zwischen 40 und 60 cm und die Sohldicken zwischen 1,25 und 2,00 m. Jeder mit 70 m Wassersäule bemessene 11 m lange Tunnelblock wurde mit 36 t (Gewölbe 10 t und Sohle 26 t) Stahl bewehrt und hat eine Betonkubatur von 470 m³ (Gewölbe 170 m³ und Sohle 300 m³). Die Kunststofffolie zur zusätzlichen Abdichtung des Gewölbes wurde ca. einen Meter unterhalb der horizontalen Arbeitsfuge Gewölbe/ Sohle verwahrt. Die innenliegenden Kunstkautschukfugenbänder dichten jede Blockfuge unabhängig von den für die Foliendichtung im Gewölbe erforderlichen Außenfugenbändern (Abschottung) ab. Die WU-Betonsohle wurde auf eine dünne PE-Gleitfolie betoniert, die Zwängungsspannungen reduziert und damit die Rissgefahr mindert.

  • Land: Deutschland
  • Region: Niedersachsen
  • Tunnelnutzung: Verkehr
  • Nutzungsart: Zweigleisiger Bahntunnel mit ICE-Verkehr
  • Auftraggeber: Deutsche Bahn AG
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Sprengvortrieb
  • Auskleidung: Spritzbeton
  • Anz. Röhren: 1
  • Gesamtlänge: 5210 m
  • Querschnitt: 124 bis 142 m²
  • Herstellkosten: ca. 128 Mio.  DM
  • Bauzeit: 1982-1987 (52 Monate)
  • Fertigstellung: Dezember 1987