Rheindüker Worms
Im Zuge der Sanierung der alten Nibelungenbrücke bei Worms wurde es erforderlich, die darauf befindlichen Versorgungsleitungen an anderer Stelle neu zu verlegen. Eine Lösung wurde in der Unterquerung des Rheins durch einen Düker gefunden, der folgenden Versorgungsmedien Platz bieten sollte:
- 1 Trinkwasserleitung DN 600
- 4 Mittelspannungskabelsysteme 20 kV
- 1 Hochspannungskabelsystem 110 kV
- 5 Schutzrohre für Kommunikationskabel.
Die gewählte Trasse wurde insbesondere durch die Gesichtspunkte Einfluss auf Natur und Umwelt, günstige Leitungsanbindung an das Bestandsnetz sowie die Rohrstrangauslegung bestimmt. Nach Erkundung der Geologie, die im Wesentlichen durch Sand, Kies und Schluff gekennzeichnet ist, konnte das Projekt ausgeschrieben werden. Den Zuschlag erhielt ein Sondervorschlag, der den erstmaligen Einsatz des Direct-Pipe-Verfahrens vorsah. Dieses von der Herrenknecht AG und dem Ingenieurbüro Dr. Kögler neu entwickelte Verfahren überzeugte neben dem wirtschaftlichen Aspekt durch eine Minimierung der Bauzeit ein kalkulierbares Baurisiko, eine geringe Beeinflussung der Umwelt und die Nichtbeeinflussung des Rheinschifffahrtverkehrs. Dabei wurde ein auf der hessischen Rheinseite vorgefertigter Schutzrohrstrang in insgesamt sechs Rohrschüssen à 90 m grabenlos verlegt. Der Vortrieb erfolgte mit einer navigierbaren Direct-Pipe-Vortriebsmaschine, basierend auf dem Konzept der wassergestützten Ortsbrust. Der Abraum wurde über einen Spülkreislauf zur Separationsanlage gefördert und dort getrennt. Die eigentliche Neuerung: Der Pipe Thruster hat die Aufgabe, die vorgefertigte Pipeline nach vorne zu schieben. Über den Rohrstrang wurde die erforderliche Anpresskraft auf den Bohrkopf übertragen. Für die Vortriebszeit von 13 Tagen - bei einer Gesamtlänge der Strecke von 464 m - wurde aufgrund der gut ausgebildeten Ringraumschmierung eine durchschnittliche Schubkraft von lediglich 80 t gemessen (bei einer maximal verfügbaren Kraft des Pipe Thrusters von 500 t). Die minimale Überdeckung auf der Strecke beträgt 3m. Wesentlicher Vorteil bei diesem Verfahren war die einseitige Baustellenandienung über das hessische Vorland mit Standort der Vortriebsanlage und des auf eine aufgeschüttete Ablaufbahn auslegten Rohrstrangs. Für das Einbringen des Rohrbündels wurde eigens ein Verlegekonzept entwickelt. Die spätere Wasserleitung DN 600 diente hierbei als Trägersystem, an dem sternförmig vier Rollen und ein Schellensystem, das die übrigen Versorgungsleitungen aufnehmen konnte, angebracht waren. Nach Abschluss der Rohrarbeiten wurde der verbliebene Hohlraum mit Porenleichtbeton zur Lagestabilisierung und zum Korrosionsschutz aufgefüllt.
- Land: Deutschland
- Region: Worms
- Tunnelnutzung: Utility
- Nutzungsart: Wasserleitung. Energie- und Kommunikationskabel
- Bauherr: EWR Netz GmbH
- Machbarkeitsstudie: Ingenieurgesellschaft de la Motte & Partner GmbH
- Bauausführung: Sonntag Baugesellschaft mbH & Co. KG/SaX+Klee GmbH
- Bauweise: Geschlossen
- Vortrieb: Schildmaschine(SM) bzw. Direct-Pipe-Vortriebsmaschine?
- Anz. Röhren: 5?
- Gesamtlänge: 464 m
- Querschnitt: 1,18 m (Durchmesser, innen); 1,22 m (48", Durchmesser, außen)
- Bauzeit: Herbst 2007
- Inbetriebnahme: Februar 2008





