Tunnel Pragsattel/Löwentor - B 10
Der Pragsattel dient im Stuttgarter Straßennetz als wichtiger Verkehrsknotenpunkt aus dem Norden in Richtung Stuttgarter Innenstadt und ins Neckartal. Die Tunnelbaumaßnahme umfasst die Untertunnelung des Pragsattels für den B 10-Durchgangsverkehr mit zwei zweistreifigen Tunnelröhren sowie Änderungen im unmittelbar angrenzenden Straßennetz. Die Tunnelröhren sind rd. 720 m lang, mit je zwei Fahrstreifen und Notgehwegen pro Richtung. Der Tunnel wurde weitgehend in offener Bauweise hergestellt und gemäß den RABT 2003 ausgestattet. Für die B 10 existieren im Stadtgebiet Stuttgart aufgrund der topografischen Lage der Stadt im Talkessel keine Umleitungsmöglichkeiten. Für den Bau des Tunnels wurden umfangreiche Maßnahmen für provisorische Verkehrsführungen erforderlich, um auch während der Baumaßnahme möglichst wenig in bestehende Fahrspuren eingreifen zu müssen. Eingriffe in Fahrbahnen der B 10 und in oberirdische Gleisbereiche der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB AG) wurden bedarfsweise nachts oder am Wochenende erledigt. Daneben wurden umfangreiche Überlegungen zur logistischen Abwicklung der Baumaßnahme angestellt, da das umliegende Bundesstraßennetz keinerlei Beeinträchtigungen vertrug. Der zweizellige Tunnelquerschnitt konnte als offener Rahmen ausgebildet werden, da die Tunnelsohle deutlich über dem Grundwasserspiegel liegt. Die Gründung des Rahmenbauwerks erfolgte mittels Sohlpfählen. An der Tunnelsohle war aus statischen Gründen eine 30 cm dicke Ortbetondruckplatte erforderlich. Die Tunnelbaumaßnahme gründet im Gipskeuper in den Schichten des mittleren Gipshorizontes. Zuoberst wurden künstliche Auffüllungen vorgefunden. Sie bestanden überwiegend aus steifem bis halbfestem Ton mit Fremdbeimengungen wie z. B. Steine, Sand oder Beton- und Ziegelreste. Teilweise wurde jedoch auch Kriegsschutt mit einer erheblichen Anzahl an Bombensplittern vorgefunden. Ein Blindgänger wurde nicht gefunden, obwohl aufgrund der Voruntersuchungen mehrmals der Verdacht bestand. Die Verbau- und Aushubarbeiten wurden, in Abstimmung mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst, bis zu einer Tiefe von 6 m unter Geländeoberkante durch zertifizierte Fachfirmen überwacht. Darunter wurde die Gipskeuperschicht angetroffen. Der Gipskeuper lag überwiegend im verwitterten ausgelaugten Zustand vor. Im Gründungsbereich wurde jedoch auch sehr tragfähiger, nur gering verwitterter Gipskeuper angetroffen. In einem Teilbereich wurde daher auf die Bohrpfahlgründung verzichtet.
- Land: Deutschland
- Region: Stuttgart, Baden-Württemberg
- Tunnelnutzung: Verkehr
- Nutzungsart: Straßentunnel
- Bauherr: Landeshauptstadt Stuttgart, Tiefbauamt
- Planer: Ingenieurbüro Dipl.-Ing. Vössing GmbH
- Prüfer: Dr.-Ing. Bornscheuer, Dipl.-Ing. Münzner
- Bauüberwachung: Ingenieurgemeinschaft IGBB (BGS Ingenieursozietät/ Ing.-Büro Prof. Dr.-Ing. Bechert+ Partner)
- Bauausführung: Arge Ed. Züblin AG/Gebr. Fahrion KG Bauunternehmung GmbH/RMS Richard Mayer Straßen- und Tiefbau GmbH/ Züblin Spezialtiefbau GmbH
- Bauweise: Offen
- Vortrieb: Cut-and-Cover/Deckelbauweise
- Anz. Röhren: 2
- Gesamtlänge: 720 m, 660 m (offene Bauweise), 60 m (Deckelbauweise)
- Querschnitt: 160 m²
- Auftragsvolumen: 40 Mio. Euro
- Bauzeit: 2002 bis 2006
- Inbetriebnahme: 2006


