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Erkundungsstollen Lungern

Im Zuge des Ausbaus der AB (Luzern-lnterlaken) sollten die Ortschaften Giswil und Lungern vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Während der Tunnel Giswil schon Ende 2004 in Betrieb ging, wurde für die Umfahrung Lungern zunächst eine geologische Erkundung durchgeführt. Der Erkundungsstollen Lungern hat eine bergmännisch aufgefahrene Länge von 3770 m. Von Süden her wurde im fallenden Sprengvortrieb eine Lockergesteinsstrecke durchörtert. Der Hauptvortrieb von Norden wurde maschinell steigend vorgetrieben. Beide Stollen liegen im Kalottenbereich des Haupttunnels, sodass die Ausbruchssicherung des Sprengvortriebes endgültig ist. Der Sprengvortrieb hat eine Länge von 244 m. Der Vortrieb lag überwiegend im Quintener Kalk und wurde im Vollausbruch aufgefahren. In der Mitte des Tunnels wurde eine 73 m lange Lockergesteinsstrecke mit einem Rohrschirm gesichert. Der maschinelle Vortrieb hatte eine geplante Länge von 2915 m. Auf Grund geologischer Schwierigkeiten hat sich die Länge auf ca. 3530 m vergrößert. Der Stollen liegt hauptsächlich in Kalk- und Mergelformationen, wobei eine nicht prospektierte Rutschmasse im Palfrismergel angetroffen wurde. Hinzu kam auf Grund neuer Bundesrichtlinien die Herstellung eines Sicherheitsstollens vom Nordportal aus, ebenfalls als Maschinenvortrieb, mit einer Länge von 1650 m und gleichem Querschnitt wie der Erkundungsstollen. Die Tunnelbohrmaschine (TBM) ist eine einfach verspannte Hartgesteinsmaschine offener Bauart mit einem Ausbruchdurchmesser von 4750 mm. Die TBM ist mit Nachläufer 125 m lang und hat ein Gesamtgewicht von 330 t. Das Ausbruchmaterial wurde über Förderbänder auf eine Zwischendeponie vor dem Portal gefördert. Die TBM war so konzipiert, dass alle Sicherungsarbeiten parallel zum Vortrieb ausgeführt werden konnten. Die maximale Tagesleistung im Vortrieb lag bei 45 m. Die Ausbruchsicherung erfolgte mit GFK-Ankern und Nassspritzbeton mit Stahlfasern, bei schlechter Geologie mit Stahlbögen. Ab Stollenmeter 1 000 war das Gebirge nicht mehr standfest, sodass der TBM-Vortrieb mit einem vorauseilenden, konventionellen Firststollen gesichert werden musste. Die TBM wurde im Schutz des Firststollens in einem Abstand von ca. 5 m zur Ortsbrust des Firststollens nachgezogen. Dieser Stollen wurde mit Stahlbögen, Ankern und Nassspritzbeton gesichert. Ab m 1220 konnte auf den Firststollen verzichtet werden. Dies hatte Konsequenzen für die horizontale Linienführung des Stollens. Um standfesten Fels zu erreichen, wurde ab m 1000 in einem Radius von 500 m bergseitig geschwenkt. Von m 1220 bis 1400 wurde ohne Radius gefahren. Ab m 1400 wurde in einem Gegenradius von 550 m in Richtung Südportal gefräst. Die neue Achse des Erkundungsstollens verläuft nun parallel zum Haupttunnel. Dieser Teil des Erkundungsstollens wird später als Sicherheitsstollen Süd für den Straßentunnel genutzt.

 

  • Land: Schweiz
  • Region: Kanton Obwalden
  • Tunnelnutzung: Verkehr
  • Nutzungsart: Erkundungsstollen für Straßentunnel
  • Bauherr: Tiefbauamt des Kanton Obwalden
  • Planer: IUL Ingenieurgemeinschaft N8
  • Bauausführung: Batigroup AG, Bilfinger Berger AG, Frutiger AG, Carl Garovi AG
  • Bauweise: Geschlossen
  • Vortrieb: Tunnelbohrmaschine(TBM)
  • Auskleidung: Spritzbeton
  • Anz. Röhren: 1
  • Gesamtlänge: 3770 m, davon 3530 m TBM-Vortrieb
  • Querschnitt: 17,26 m², entsprechend 4,75 m Durchmesser
  • Auftragssumme: 27 Mio. €
  • Bauzeit: November 2000 bis Februar 2002